Blumenwiesen

Blumenwiesen

Reinhard Brunner, Blumen & Garten Brunner, Höchst

Wir haben es in der Hand, was in unseren Gärten blüht. Warum nicht eine Blumenwiese?
Der Anblick sterile Gärten bringt mich immer ins Grübeln. Fällt den Menschen nichts Besseres ein als kurzgeschorene Rasenflächen umgeben von Thujenhecken? Einen Garten zu besitzen ist ein Privileg. Nutzen wir das und lassen wir es erblühen. Zum Beispiel in einer Blumenwiese.
Gut angelegte Blumenwiesen geben verhältnismäßig wenig Arbeit. Die Blüten sehen schön aus und sind zugleich Lebensraum und Nahrung für viele Insekten. Klar sind Blumenwiesen keine Spielflächen und daher nicht überall geeignet. Doch in vielen Gärten gibt es sonnige Plätze die wenig frequentiert sind und auch ohne Rasenmäher auskommen können. Sie werden rasch zu Refugien für eine spezielle Wiesenfauna. Das richtige Saatgut für den Boden vorausgesetzt, lassen sich hier ökologisch wertvolle Flächen anlegen.

Es gibt zwei grundsätzliche Wege zum Erfolg: Entweder passen wir das Wiesensaatgut den vorhandenen Boden an oder wir verändern den Boden so, dass er zum gewünschten Pflanzenzusammenstellung passt. Im ersteren Fall kann es passieren, dass die Wiesenmischung zwar ökologisch hochwertig ist, aber nicht unbedingt viel mit unseren Bildern im Kopf von einer blühenden Wiese zu tun hat. Am besten eignen sich hier Wiesenmischungen feuchter oder trockener Prägung, möglichst aus der Region.

Im zweiten Fall ist der anfangs zu tätigende Aufwand etwas höher. Die vorhandene Grasnarbe wird abgetragen, gegebenenfalls Sand für eine bessere Durchlässigkeit eingearbeitet und so ideale Verhältnisse für trockenliebende Kräuter geschaffen. Unter diesen Bedingungen fühlen sich viel Wiesenblüher nachhaltig wohl. Wir verwenden gerne Wildblumenmischungen der Schweizer UFA. Diese hochwertigen Sämereien zeichnen sich durch regionale Gräser und ausdauernde Wiesenblumen aus. Da kommen auch Spezialisten und zahlreiche Rote-Liste Arten unter den Wiesenbewohnern voll auf ihre Rechnung.
Zum Gelingen braucht es eine perfekte Vorbereitung des Saatbeetes. Das erfolgt einige Wochen vor der eigentlichen Saat. Dabei wird der vorhandene Bewuchs entfernt, gegebenenfalls der Boden durch Sand abgemagert und die Fläche eingeebnet. Im Boden befindliche Wildsamen erwachen und treiben aus. Durch eine flache Bodenbearbeitung an einem sonnigen Tag sterben diese Konkurrenzpflanzen ab. Gegebenenfalls wiederholen wir diese flache Bearbeitung nach einigen Tagen wodurch sich der vorhandene Vorrat an Unkrautsamen stark reduziert. Die gewünschte Wiesenblumenmischung hat dann weniger Konkurrenz.

Zwischen April und Juni wird gesät. Streckt man das Saatgut mit feinem Sand, lässt es sich leichter ausstreuen. Für guten Bodenschluss walzen wir die Sämereien an. Bewässern ist nicht notwendig und auch auf Jäten kann man getrost verzichten. Es dauert einige Zeit, bis die Kräuter aus den Samenkörnern erwachen, das Unkraut ist meist schneller. Das stört jedoch nicht. Im Gegenteil. Die rascheren Pflanzen beschatten die langsameren. Nur Ampfer oder Berufskraut werden entfernt. Nach einigen Wochen, wenn kein Licht mehr auf den Boden fällt, wird ein Säuberungsschnitt mit scharfer Klinge durchgeführt. Das dezimiert viele Unkräuter und fördert den gewünschten Wiesenflor. Das erste Jahr verlangt uns etwas Geduld ab, dafür wird die Wiese mit den Jahren immer schöner.

Ich empfehle, ab dem 2. Standjahr die Wiese jeweils nach den Blühhöhepunkten im Juli und Ende September zu mähen. Lässt man das Schnittgut vor Ort zum Trocknen liegen, säen sich die Blütenpflanzen frisch aus und verjüngen die Wiese. So bleibt der Flor über Jahre erhalten.